Professoren mit Stasi-Vergangenheit: Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften fordert gründliche Prüfung bei Neubewerbern
Senat - 29.05.1990
Quelle: UAL, Rektor R 1512, Bl. 208
"Die Anwendung dieser Empfehlung stößt auf erhebliche Bedenken. Die Anwendung der Erklärung würde eine Ausgrenzung der Berufungskandidaten gegenüber bereits Berufenen bedeuten. Andererseits käme die Verweigerung der Erklärung, aus welchen Gründen auch immer, einer Selbstentlarvung gleich. Dieser Bereich ist so sensibel, daß selbst im Erfüllungsfalle zu bedenken wäre, unter welchen Umständen jemand zu dieser Zusammenarbeit gekommen ist; zudem sollte der Gedanke der Versöhnung bedacht werden." (UAL, Rektor R 1512, Bl. 208)
In der Senatssitzung am 29. Mai 1990 wurde der Vorschlag der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften diskutiert, Kandidaten für eine Professur einem gründlichen Check auf eine mögliche frühere Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit zu unterziehen. Der Senat würdigte den Vorschlag als "gut gemeinten Versuch der Vergangenheitsaufarbeitung", äußerte jedoch Bedenken, da so die neuen Kandidaten gegenüber bereits berufenen Professoren benachteiligt würden.